Schon vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft machte Bundestrainer Joachim Löw klar, dass für ihn die Auswechselspieler im Turnier von enormer Bedeutung seien. In den DFB-Pressekonferenzen war sogar die Rede von einer „ersten 14“ anstelle einer „erster Elf“. Während der WM bewahrheitet sich Löws These durchaus: André Schürrle ist aus deutscher Sicht nur ein Beispiel. Verwiesen sei auch auf Viertelfinalteilnehmer wie Belgien oder die Niederlande, die gern und ganz bewusst Impulse von der Bank bringen.
Zum Thema: Wie sollte der richtige Umgang mit Wechselspielern aussehen?
Eine Fußball-Weltmeisterschaft bietet besondere Rahmenbedingungen. Denn zum einen ist bei allen Teilnehmernationen das öffentliche Interesse extrem hoch, zum anderen starten die Nationalteams auch mit sehr großen Kadern, so dass elf Spielern in der Startformation zwölf Ersatzkräfte gegenüberstehen. Bundestrainer Löws Äußerungen zur Bedeutung der Auswechselspieler müssen also nicht nur in taktischer und physischer Tiefe interpretiert werden, sondern dürfen auch als sportpsychologischer Fingerzeig verstanden werden.
Bekannt wurde auch, dass Löw und sein Funktionsteam inklusive des Sportpsychologen Hans-Dieter Herrmann bereits in der Vorbereitung intensiv daran gearbeitet haben, ein Lagerdenken, z.B. zwischen Spielern verschiedener Clubs, zu verhindern. Stattdessen wurde im Sinne des Gruppenzusammenhalts (Kohäsion) ein gemeinsames Ziel formuliert, welches offenkundig bislang von allen Beteiligten getragen wird – zumindest sind nach außen keinerlei Fehlhandlungen oder negative Signale zu vernehmen, sehen wir von Sami Khediras Äußerungen nach dem USA-Spiel ab, bei welchem er auf der Bank saß.
Nichtsdestoweniger ist für die Teamleistung auch die Konkurrenzsituation unverzichtbar, um die Leistungsbereitschaft des Einzelnen anzutreiben. Die Durchlässigkeit, die Löw allen Spielern des WM-Tross für bestimmte Situationen, in denen spezielle Akteure benötigt werden, versprach, wirkt hier als Verstärker. Zusätzlich wird in der Theorie darauf verwiesen, dass es ratsam sei, den Ergänzungsspielern spezielle Aufgaben zuzuweisen und insgesamt gleich viel Aufmerksamkeit zukommen zu lassen. Bundestrainer Löw ist diesbezüglich bislang geschickt und bemüht sich merklich, bei jeder passenden Gelegenheit die Bedeutung aller seiner Spieler in Taten oder in Worten zu betonen. Schließlich kann ihre Zeit während der WM noch kommen, sofern es für die Mannschaft weit genug geht.
Literaturverzeichnis:
Alfermann, D., & Stoll, O. (2010). Sportpsychologie: Ein Lehrbuch in 12 Lektionen. Meyer & Meyer Verlag.
Rheinberg, F., & Vollmeyer, R. (2012). Motivation. Verlag W. Kohlhammer.
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Auch Welt.de hat dieses Thema zur WM entdeckt:
http://www.welt.de/sport/fussball/wm-2014/article129981767/Bei-der-WM-wird-der-Joker-zur-Geheimwaffe.html