Philippe Müller: Mental erholt in der K.O-Runde

Die Fußball-WM in Brasilien verlangt von den Spielern alles ab. Die Anfahrtswege sind lang, die klimatischen Verhältnisse schwierig und das fußballerische Niveau sehr hoch. Nach den Strapazen der Gruppenspiele heißt es für die sechzehn verbliebenen Mannschaften, sich schnellst möglich zu regenerieren.

Zum Thema: Wie wichtig ist die mentale Regeneration?

Der Energieverbrauch unter den außergewöhnlichen klimatischen Bedingungen ist hoch. Die Spiele werden intensiv geführt. Körperliche Müdigkeitserscheinungen kommen zum Vorschein. An den spielfreien Tagen müssen die Leistungsreserven des Körpers wieder aufgeladen werden. Doch nicht nur die Physis, sondern auch die Psyche muss sich von den Belastungen erholen.

Die Anforderungen an einen Fußballspieler sind in den letzten Jahren gestiegen. Nebst der physischen und technischen Stärke muss ein Spieler die taktischen Vorgaben des Trainers umsetzen können. Mit Köpfchen spielen ist angesagt. In der Vorbereitung auf ein Spiel wird der Gegner bis ins kleinste Detail analysiert. Jeder Spieler bekommt seine Anweisungen, wie er zu agieren hat. Die taktischen Vorgaben müssen von ihm nicht nur aufgenommen werden, sondern er muss diese unter Druck im Spiel abrufen können. Zudem muss er Spielsituationen antizipieren, verarbeiten und passende Lösungen finden können. Der hohe Druck löst Emotionen aus, die auf dem Spielfeld kontrolliert werden müssen. Wie der bisherige Verlauf gezeigt hat, gelang dies nicht jedem Spieler.

Mentale Müdigkeit kann unterschiedliche Effekte haben. Ein müder Kopf kann zur Verlangsamung der Informationsverarbeitung, Reaktionsverzögerung, Motivationsverlust, emotionalem Kontrollverlust sowie Konzentrationsabfall führen. Um diesen negativen Erscheinungen entgegen zu wirken, ist die Regeneration von großer Bedeutung.

Die Psyche weist eine längere Erholungszeit auf als die Wiederherstellung der körperlichen Leistungsreserven. Dies erschwert die Planung für den Trainer. Damit die körperliche Leistungsfähigkeit nicht bereits wieder abnimmt, sollte das Training wieder aufgenommen werden, bevor die psychische Regeneration abgeschlossen ist. Je weiter die mentale Regeneration zu diesem Zeitpunkt fortgeschritten ist, desto besser. Es empfiehlt sich, die Erholungsphase aktiv durch geeignete psychologische Methoden zu unterstützen.

Von zentraler Bedeutung ist der Schlaf. Zu mancher Überraschung bedarf guter Schlaf einer guten Planung. Zum Beispiel hat die Regelmäßigkeit einen großen Einfluss auf die Schlafqualität. Auch die Aktivitäten – z.B. Essen, Fernsehen oder Barbesuch – vor dem Schlafengehen, tragen ihren Teil bei. Zudem kann die Regeneration durch Entspannungsverfahren unterstützt werden. Eine große Anzahl an Methoden stehen dabei zur Verfügung (z.B. progressive Muskelrelaxation, autogenes Training, Yoga, Qigong). Ein letzter wichtiger Punkt stellt die Zeit neben dem Fußball dar. Die Freizeit sollte ebenfalls zur Erholung beitragen. Den Kopf frei machen und einmal an etwas anderes als Fußball denken, steht im Vordergrund. Zum Beispiel ermöglicht der Austausch über soziale Medien den abgeschotteten Spielern mit der Außenwelt zu kommunizieren.

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Philippe Müller
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