Christian Hoverath: Der Wettkampf im Training

In einem Interview mit Sport1 gab Laura Dahlmeier unlängst einen Hinweis mit Blick auf ihre mentalen Trainingstechniken: “Es ist ein Stück weit Veranlagung, man kann sich aber auch darauf vorbereiten, auch mit Mentaltraining. Und im Training, indem man sich immer wieder in diese Situationen bringt. Und sich dann zum Beispiel vorstellt, dass man in einer Drucksituation ist”, erklärt die passionierte Bergsteigerin. Ihr Geheimrezept: Obwohl es sich nur um eine gewöhnliche Trainingseinheit handelt, stellt sie sich vor, es gehe um alles. “Ich stelle mir dann vor: ‘Es ist Olympia, letztes Schießen, es geht um Gold'”.

Zum Thema: Prognose- und Nichtwiederholbarkeitstraining am Beispiel von Laura Dahlmeier

Laura Dahlmeier macht es sich zunutze, dass im Gehirn durch Imagination dieselben Areale aktiviert werden wie durch die tatsächliche Situation. Um eine größtmögliche Wirksamkeit zu erzeugen, sollten alle Sinne mit einbezogen werden. So gehört es dazu, sich die Gegnerinnen am Schießstand ebenso vorzustellen wie die entsprechende Lärmkulisse. In diesem Zuge lässt sich dann auch gleich die Wirksamkeit der erlernten Entspannungstechniken testen.

Weitere Techniken, die man im Training einsetzen kann, um die Überzeugung zu verbessern, dass man seine Leistung im Ernstfall abrufen kann, sind das Prognosetraining und das Nichtwiederholbarkeitstraining. Grundlegend für diese Trainingsformen ist, dass Wettkampfsituationen nicht wiederholbar sind, immer mit einer Erwartung einhergehen und Konsequenzen haben.

Prognose- und Nichtwiederholbarkeitstraining

Beim Prognosetraining wird vor der eigentlichen Übung das Ziel festgelegt. So kann die Volleyballmanschaft sagen, dass sie von zehn Sprungaufschlägen sieben Ballwechsel zu ihren Gunsten entscheidet oder der Tennisspieler vier von fünf Risikoaufschlägen ins Feld bringt. Im Anschluss an die Übung findet eine Überprüfung der Prognose statt. Insbesondere soll darauf geachtet werden, ob die Prognose realistisch war und woran es gelegen hat, dass sie erreicht oder  nicht erreicht wurde. Im offenen Prognosetraining findet diese Absprache nicht nur zwischen Trainer und Athlet statt, sondern wird mit der gesamten Trainingsgruppe kommuniziert, um den Druck zu erhöhen.

Das Nichtwiederholbarkeitstraining zeichnet sich dadurch aus, dass der Trainer einen Zeitpunkt für die Übungsdurchführung festlegt. Es ist wichtig, dass der Zeitpunkt nicht vom Athleten selbst festgelegt wird, da dieser ihn im Wettkampf auch nicht steuern kann. Im Zeitraum bis zur Ausführung kann sich der Athlet entsprechend vorbereiten und ebenfalls eine Prognose abgeben. Auch beim Nichtwiederholbarkeitstraining ist eine Reflexion nach der Übung wichtig.

Tipp: Eine Steigerung dieser beiden Formen ist es, eine Zeitverzögerung einzubauen. Wird eine Prognose aufgestellt, jedoch erst eine halbe Stunde später überprüft, können sich störende Gedanken entwickeln oder die Konzentration fällt ab.

Konsequenzen

Um diese Trainingsformen für den Athleten bedeutsamer zu machen, können zudem Konsequenzen vereinbart werden. So kann der Verlierer den Platz abziehen oder die unterlegene Trainingsgruppe die Kontrahenten bekochen.

Ob Sie bald auch im Training auf der Bahn rechts neben dem Kontrahenten schwimmen, mental im Stadion des nächsten Wettkampfs laufen oder es sich zum Ziel machen, neun von zehn Elfmetern rechts unten zu verwandeln, Sie werden davon profitieren. Sollten Sie Ideen zur Gestaltung von Drucksituationen im Training benötigen: die Sportpsychologen helfen gern!

http://www.die-sportpsychologen.de/2015/08/25/dr-rene-paasch-selbstwirksamkeit-im-fussball/

Literatur: Eberspächer, H. (2012). Mentales Training. Das Handbuch für Trainer und Sportler. München: Copress Verlag.

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Christian Hoverath
Christian Hoverathhttp://www.die-sportpsychologen.de/christian-hoverath/

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