Marcus Mücke und Detlef Christoph Kowaltschuk: “Die Rahmenbedingungen innerhalb der Profivereine müssen verbessert werden”

Für die-sportpsychologen.de berichten Marcus Mücke und Detlef Christoph Kowaltschuk:

Marcus Mücke (Foto: Matthias Sandmann bei EY Köln)
Marcus Mücke (Foto: Matthias Sandmann bei EY Köln)

Marcus Mücke, geb. 1968 in Düsseldorf, Studium der Betriebswirtschaft und Studium der angewandten Psychologie. Fernstudium zum Heilpraktiker und Ausbildung als Lizensierter Mentaltrainer. Marcus Mücke hat LIFE BALANCE im Januar 2014 gegründet. Im Oktober 2016 wurde die Partnerschaft mit Detlef Christoph Kowaltschuk geschlossen. Die Schwerpunkte von Herrn Mücke liegen auf dem Gebiet der mentalen Leistungssteigerung und psychologischer Verfahrensweisen im Leistungssport- und Business- Bereich.

 

 

Detlef Christoph Kowaltschuk (Foto: Matthias Sandmann bei EY Köln)
Detlef Christoph Kowaltschuk (Foto: Matthias Sandmann bei EY Köln)

Der 1967 in Hüttental-Weidenau geborene Detlef Christoph Kowaltschuk befasst sich seit 2002 intensiv mit der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen im Leistungsbereich Fussball. Zuvor hat er eigens als verantwortlicher Leiter die Jugendfussballschule Hennef e.V. aufgebaut und bis einschließlich 2009 geleitet. Während dieser Zeit hat er zusätzlich  seine Trainerausbildung absolviert und ist Inhaber der DFB-A-Lizenz (UEFA-A-Licence). Des Weiteren ist er seit 2007 Mitarbeiter im erweiterten Trainerstab der U15/U16 Mittelrheinauswahl. In seiner Funktion als Honorartrainer unterstützt er dabei ebenfalls seit 2012 die Trainerausbildung der DFB-C-Lizenz mit Vorträgen zur Führung, Kommunikation und Management an der Sportschule Hennef. Detlef Christoph Kowaltschuk ist im Oktober 2016 als gleichberechtigter Partner LIFE BALANCE beigetreten.

 

Marcus Mücke und Detlef Christoph Kowaltschuk, allen voran im Profi-Fußball werden die Rufe von Athleten lauter, die sich gegen die Vielfachbelastung zu wehren. Lässt sich aus ihrer Sicht eine ausgewogene Work-Life-Balance auch im Profi-Sport umsetzen und wie lauten die Rahmenbedingungen dafür?

Marcus Mücke:  Ein ganz klares JA! Eine WORK-LIFE-BALANCE ist gerade im Profisport- und Hochleistungsbereich elementar wichtig. Wenn man bedenkt, dass sich der Ball beim Tennisspiel ca. 0,3 – 1,1 Sekunden auf der Saite des Schlägers befindet und in mehrfacher Abfolge dieser Zeitspanne, möglicherweise über Sieg oder Niederlage entschieden wird, dann wird es Sie noch mehr verwundern, dass eine im Kopf noch kürzere Denk-Zeitspanne bei einem Fußballer darüber entscheidet, was er beim Kontakt mit dem Ball alles machen kann. Trifft er den Ball richtig und landet dieser nach etlichen Sekunden bei seinem Mitspieler, im Tor oder auch ungewollt beim Gegenspieler? Die Tatsache, dass sich ein Leistungssportler mental auf einen Wettkampf Tage- Wochen- Monate- oder sogar Jahrelang vorbereitet, um diese außerhalb unserer Wahrnehmungsgrenze liegende Zeitspanne durch Training beeinflussen zu können, ist mit Vernunft nicht zu erklären. Es muss so etwas wie Leidenschaft oder ein andersartiges Motiv aus dem Fundus unserer komplexen Persönlichkeit im Spiel sein, um dieses Phänomen verstehen zu können.

Hier setzt für mich die Faszination der sportpsychologischen Betreuung im Leistungssport an, da sowohl gute als auch schlechte Leistungen unter anderem fast immer auch im Kopf mitentschieden werden. Und diese eben angesprochene Leidenschaft ist eine der Grundvoraussetzungen, um die Prozesse und Mechanismen im Trainings- und Wettkampfalltag des Leistungssportlers verstehen und beeinflussen zu können. Aber eines sollte dabei nicht in Vergessenheit geraten…..ein gesunder und elementar wichtiger Gegenpol, ein sogenannter Ausgleich zum Wettkampfalltag muss gegeben sein. Dieser Ausgleich, oder auch von mir „Gegenpol“ genannt sollte zwingend nichts mit Fußball, ja sogar nichts mit dem Wettkampfsport wie z. B. alternativ Tennis zu tun haben. Der Fokus sollte sich komplett vom Sport los lösen und keinerlei Beziehungen ermöglichen. Ganz wichtig hierbei ist, dass der sogenannte „Gegenpol“ ein gesundes Gleichgewicht zum Hauptthema Fußball bildet.

Ich bin der Meinung, dass die reine Implementierung eines Mentaltrainers heutzutage nicht mehr ausreicht, die Vereine müssen sich mehr der Verantwortung und Gesunderhaltung jedes einzelnen Spielers bewusst sein. Ich empfehle daher jedem Verein auch die Unterstützung durch einen Sport-/Psychologen. Der Druck von „Außen“ seitens der Medien, Fans, Spielerberater, etc. wird immer größer. Es ist wichtig, dass sich jeder einzelne Leistungssportler auf die eigentliche Aufgabe konzentrieren kann. Ich denke man muss zwingend mit dem „WORK-LIFE-BALANCE Gedanken schon bei den ganz jungen Talenten in den Amateurvereinen anfangen. Hier sind insbesondere die Eltern, Trainer und Spielerberater aufgefordert mit Sachverstand und sportpsychologischer Unterstützung zu agieren. Die Rahmenbedingungen müssen auch innerhalb der Profivereine verbessert werden. Ein ganz wichtiges Thema bilden hier die Nachwuchs-Leistungs-Zentren, hier beginnen die Rahmenbedingungen für die jungen Talente, die den Sprung in den Profikader schaffen wollen.

Detlef Christoph Kowaltschuk: Belastung ist immer ein subjektives Empfinden. Es ist die Art und Weise wie ein einzelner Profisportler mit der jeweiligen Situation umgeht. Oft sind es äußere Einflüsse, die die “Belastung” noch schwerer und unüberwindbarer wirken lassen für den Betroffenen. Eine ausgewogene Balance zwischen unterschiedlichen Umwelteinflüssen lässt sich in vielerlei Hinsicht herstellen. Dazu bedarf es einer ganzheitlichen Betrachtung eines einzelnen Betroffenen, welche über den “Leistungssport” (also seinen Beruf) hinausgeht.

Neben dem Beruf sind auch die Faktoren Privatleben wie z.B. Partnerschaft, Familie und Gesundheit große Einflussfaktoren auf jeden Einzelnen. Mit einer ganzheitlichen Betrachtung lassen sich mögliche “Störfelder” identifizieren und somit gezielter lösen um das allgemeine Wohlbefinden des Einzelnen wieder in ein Gleichgewicht zu bringen. Weiterhin muss eine ausgewogene Verteilung von Beruf und Privatleben sichergestellt werden. Unterm Strich ist weniger oftmals mehr und ein zu intensives Training/Berufsleben ohne einen adäquaten Ausgleich führt zu einer empfunden “Überbelastung”. Der Betroffene fühlt sich überfordert und kann somit nicht mehr sein wirklich vorhandenes Leistungspotential abrufen.

Welchen Stellenwert hat die Sportpsychologie mittlerweile im Profi-Sport, nicht zuletzt in Bezug auf das Belastungsmanagement?

Marcus Mücke:  Die Wahl des optimalen Belastungsmanagement (Betreuungssettings) ist nicht nur deshalb entscheidend, weil es ein Hauptfaktor für den Betreuungserfolg darstellt. Vielmehr sollte sich die persönliche Arbeitsphilosophie des Sport- /Psychologen in dem Beratungs-, Betreuungs-, und Belastungsmanagement widerspiegeln. Es müssen sich nicht nur die Athleten in ihrem leistungsanreizenden Umfeld wohl- und herausgefordert fühlen, es muss auch der Sportpsychologie vice versa ein für seine Persönlichkeit authentisches und seinem Beratungsstil angepasstes Umfeld einfordern, um in langfristiger Hinsicht den gewünschten Beratungserfolg erzielen zu können. Je größer die Anzahl der an der Betreuung teilnehmenden Systeme, desto größer ist der potenzielle Einfluss- und Wirkungsbereich und desto komplexer und anforderungsintensiver ist wiederum der Beratungs- und Betreuungsauftrag.

Der Sport- /Psychologe ist integrativer Bestandteil des Teams und coacht ggf. je nach befindlichem Anspruch auf der einen Seite das Trainerteam und betreut auf der anderen Seite die Athleten. Mit anderen Experten (Sportwissenschaftler, Sportmediziner, Sportpsychologen = Expertenteam) steht er in ständigem Austausch. Neben der aktiven Betreuungsarbeit im Trainingsmodus und bei Wettkämpfen sollen die Trainer und Athleten nicht nur in ihrer Lebenswelt beobachtet, sondern auch in ihrer täglichen Arbeit beraten werden.

Praxistaugliche Programme können dadurch („Training on the job“) direkt entwickelt werden. Die teilnehmende Beobachtung verlangt einen Balanceakt zwischen Wahrung der professionellen Distanz einerseits und der vollständigen Integration in den Trainings- und Wettkampfbetrieb andererseits. Jeder der mit intensivem Leistungsdruck und der Öffentlichkeit (Medien) zu tun hat, sollte die Möglichkeit einer Sportpsychologischen Beratung/Betreuung in Betracht ziehen. Sie ist heute wichtiger als je zuvor.

Detlef Christoph Kowaltschuk: Insbesondere im Leistungssport spielt die Psychologie eine noch größere Rolle, da durch die Öffentlichkeit und eine mögliche Medienpräsenz die Wahrnehmung der Sportler viel größer ist. Dadurch erhöht sich ein möglicher “Druck” exponentiell.

Inwiefern können Vereine und Verbände von ihrem Konzept profitieren und auf welche Art helfen Die-Sportpsychologen als Kooperationspartner?

Marcus Mücke: Neben der psychologischen Betreuung und deren Beratung sowie dem Coaching in den unterschiedlichsten Bereichen, bieten wir auch eine entsprechende Konzepterstellung in den Bereichen des Leistungssports an. Von der finanziellen Konzeptentwicklung für Sportvereine und Vorstände bis hin zum Aufbau von Sportleistungszentren (NLZ) und deren sorgfältigen Betreuung im Kinder- und Jugendbereich. Wir unterstützen Menschen dabei, die als subjektiv belastend empfundenen Situationen im privaten und beruflichen Alltag zu bewältigen, zu erleichtern, zu verändern und Lösungsstrategien mit Ihnen zu entwickeln.

©LIFE BALANCE® begleitet diese Personengruppen in verschiedenen Entscheidungs- und Problemsituationen. Der psychologischen Beratung kommt daher eine besondere Bedeutung für die (psychische) Gesundheit zu. Des Weiteren möchten wir, dass Sie für die Zukunft, professionell und sicher aufgestellt sind. Aufgrund unserer erstklassigen Kooperationen und den damit verbundenen Netzwerken sind wir in der Lage alles aus einer Hand anzubieten. Dieser Vorteil verschafft uns einen hervorragenden Einblick in das Unternehmen „Verein“, sowohl aus betriebswirtschaftlicher, als auch aus medizinisch bzw. psychologischer/therapeutischer Sicht und ermöglicht es uns national und auch international tätig zu sein. Das Netzwerk Die-Sportpsychologen spielt für uns dabei eine ganz besondere Rolle. Das Netzwerk ist sehr gut organisiert und ist im Besitz von fachlich hochqualifizierten Sportpsychologen auf den verschiedensten Ebenen. Diese Tatsache gibt uns bei der Zusammenarbeit und dem Einsatz jener, ein ausgesprochen gutes Gefühl.

Detlef Christoph Kowaltschuk: Durch den ganzheitlichen Ansatz können sehr schnell mögliche Ursachen und Störquellen identifiziert werden. Damit können wir gezielt auf individuelle Bedürfnisse Einzelner eingehen und zeitnah Lösungsvorschläge erarbeiten, die zu Verbesserungen von Abläufen innerhalb des Vereins aber auch zu Leistungsverbesserungen einzelner Sportler führen können. Ähnlich wie in Industrieunternehmen gilt aus unserer Sicht auch für Profisportvereine aber genauso für  “normale” Vereine, dass eine gesunde Struktur und offene Kommunikation mit einem klaren Ziel-Bild eine sinnvolle Unterstützung sein können. Stabilität in Abläufen und/oder Kernaussagen helfen dabei, eine langfristige und nachhaltige Zielsetzung innerhalb der Strukturen erfolgreich implementieren und umsetzen zu können.

 

Mehr Informationen zu LIFE BALANCE: 

logo-longlifebalance

www.your-lifebalance.de

Info

Das Interview führte Redakteur Mathias Liebing von dem Netzwerk Die-Sportpsychologen mit Marcus Mücke und Detlef Kowaltschuk von LIFE BALANCE. Die-Sportpsychologen und LIFE BALANCE sind Kooperationspartner. LIFE BALANCE greift dabei in der Zusammenarbeit mit Vereinen, Verbänden und Individualsportler auf die Unterstützung von Profilinhabern von Die-Sportpsychologen zurück.

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de