Heike Meier-Henkel: “Hätte ich nach dem Olympiasieg weitergemacht, wäre ein Sportpsychologe wichtig gewesen”

Am Samstag, den 25. November 2017, stellen Die Sportpsychologen zum ersten Mal “Die rote Couch” (zum Event) auf. Hinter dem mehrbödigen Namen verbirgt sich eine Veranstaltung, die sich sowohl an Sportpsychologen und Mentaltrainer als auch an Vertreter einer Sportart richtet. Zum Auftakt der Barcamp-Eventreihe geht es Ende November in Berlin um das Thema E-Sports. Als Gast freuen sich Die Sportpsychologen dabei insbesondere auf Heike Meier-Henkel. Die Hochsprung-Olympiasiegerin von 1992 in Barcelona arbeitet mittlerweile als Mentaltrainerin und hat sich kürzlich für unsere Veranstaltung angemeldet. Wir haben die Chance genutzt, bei einer der besten deutschen Leichtathletinnen der Geschichte nachzufragen, welche Rolle die Sportpsychologie in ihrer sportlichen Karriere gespielt hat und welche Verbindung sie mittlerweile zur Disziplin hat:

Heike Meier-Henkel, würden Sie heute einer jungen Hochspringerin raten, mit einem Sportpsychologen oder einer Sportpsychologin dauerhaft zusammenzuarbeiten?

Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass mentales Training genauso zur Vorbereitung auf Wettkämpfe gehört, wie physisches Training. Wenn Athleten das Gefühl haben, dass sie unter ihren Möglichkeiten bleiben, weil es im Training besser läuft, würde ich auf jeden Fall empfehlen die Unterstützung eines Sportpsychologen oder Mentaltrainers in Anspruch zu nehmen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, am Ende entscheidet der Kopf. Und hier liegt bei vielen noch ganz viel Potenzial brach.

Wie war dies in den Anfängen ihrer Karriere. Gab es damals den Zugang zu sportpsychologischen Experten? 

Zu meiner Zeit gab es das nur vereinzelt und war auch noch nicht so akzeptiert. Eine Trainingskollegin hat sich aber Rat bei einer Sportpsychologin geholt, die ihr Techniken gezeigt hat, wie sie in schwierigen Situation mit ihre Nervosität umgehen konnte. Es hat geholfen. Ich gehörte eher zu den interessierten, habe es aber nie in Anspruch nehmen müssen.

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In der Rückschau: In welchen Momenten Ihrer Karriere hätte Ihnen die Sportpsychologie konkret helfen können?

Mentale Stärke gehörte mit zu meinen Talenten. Trotzdem hat mich das Thema immer wieder interessiert, weil ich mich natürlich gefragt habe, warum Trainingskollegen nie oder nur selten ihr wahres Potenzial zeigen konnten?

Bei mir lief ziemlich viel intuitiv. Wenn ich gemerkt habe mir tut etwas gut, dann habe ich es immer wieder eingesetzt. Außerdem schaut man sich auch einige Dinge bei der Konkurrenz ab. Wenn ich mich nach meinem Olympiasieg wirklich dazu entschlossen hätte, wieder richtig in den Hochleistungssport einzusteigen, dann wäre dies der richtige Zeitpunkt für ein Sportpsychologen gewesen.

Welche Beziehung haben Sie heute zur mentalen Seite des Sports?

Ich habe eine Ausbildung zum Mentaltrainer gemacht, weil ich gerne etwas von meinen Erfahrungen direkt an den Sport weitergeben möchte. Ich sehe so viele talentierte Nachwuchsathleten, die fleißig trainieren, aber das Potenzial von mentaler Stärke noch nicht erkannt haben. Aber auch Trainer können sehr stark vom Wissen eines Sportpsychologe profitieren. Wie schaffe ich es meine Athleten darin zu unterstützen sich zu eigenverantwortlichen Menschen zu entwickeln. Oder wie kann ich als Trainer die Motivation der Sportler fördern. Um nur zwei Beispiele zu nennen.

Am Samstag, den 25. November, sind Sie Gast bei “Die rote Couch – Das Sportpsychologie-Barcamp” (zum Event). Was versprechen Sie sich von der Veranstaltung und wie viel wissen Sie als Olympiasiegerin im Hochsprung von 1992 in Barcelona – Stand heute – vom E-Sports?

Meine Ausbildung zur Mentaltrainerin und dem dort erlernten Wissen gibt meinen Erfahrungen zwar das nötige Fundament, aber die Sportpsychologie ist ja noch jung und entwickelt sich auch stetig weiter. Und dies gilt auch für mich. Außerdem sind meine persönliche Erfahrung ja nur ein Ausschnitt im Bereich Sportpsychologie. Da wir als Menschen individuell verschieden sind, gibt es auch unterschiedlich Herangehensweisen im Umgang mit Leistung. Von E-Sports habe ich überhaupt noch keine Ahnung. E-Sports ist ja im Gegensatz zum körperlichen Sport sehr Kopflastig. Aber man kann mit Sicherheit viel von E-Sportlern und ihren Erfahrungen eine ganze Menge neues erfahren und lernen. Deshalb finde ich so eine Veranstaltung wie das Sportpsychologie-Barcamp für den gegenseitigen Austausch einfach spannend und wichtig für die Weiterentwicklung.

Grundsätzlich bin ich aber der Meinung, dass hier das gleiche gilt wie im physischen Sport. Körper und Geist sind nicht zu trennen. Es muss immer ein Gleichgewicht zwischen beiden vorhanden sein, damit man Leistungsfähig ist und bleibt.

Anmeldung „Die rote Couch – Das Sportpsychologie-Barcamp“ am 25.11.2017 in Berlin

 

Bildquelle: Xing (https://www.youtube.com/watch?v=_5_LqFpJNjY)

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Mathias Liebing
Mathias Liebinghttps://www.torial.com/mathias.liebing
Redaktionsleiter bei Die Sportpsychologen und freier Journalist Leipzig Deutschland +49 (0)170 9615287 E-Mail-Anfrage an m.liebing@die-sportpsychologen.de